Künstlerische Projekte und Veranstaltungen
Kunst ermöglicht einen besonderen Blick auf psychische, kulturelle und gesellschaftliche Probleme und Phänomene und ein Verstehen derselben, welches anderen Sichtweisen, seien es wissenschaftliche oder klinische, oft verschlossen bleibt. Zudem können in der Kunst philosophische, kulturwissenschaftliche und psychoanalytische Gedanken und Konzepte auf eine Weise verhandelt werden, wie es diesen Disziplinen selbst kaum möglich ist. Deswegen ist dem IPPK ein Anliegen, nicht nur Philosophie, Psychoanalyse und Kulturwissenschaften in einen wissenschaftlichen Diskurs zu bringen, sondern auch diesen Diskurs durch die Kunst aufzubrechen und so neue Denk- und Handlungswege zu erschließen.
Vergangene Projekte und Veranstaltungen
Veranstaltungsreihe: Film und Psychoanalyse
Ab Herbst 2023 bietet das IPPK in dem Hamburger Programmkino zeise kinos eine Reihe Film und Psychoanalyse an, bei der es nicht, wie so oft, darum geht, Filme psychoanalytisch zu deuten, sondern sie zu befragen, was sie die Psychoanalyse lehren.
Nächster Termin der Film-Matinée:
08. September 2024, 11.00 Uhr:
Ein Schweigen (2023) von Joachim Lafosse
Ort: zeise kinos, Friedensallee 7-9, 22765 Hamburg Ottensen
Oft haben Psychoanalytiker:innen Filme verwendet, um die jeweiligen Protagonist:innen und Handlungen psychoanalytisch zu deuten, grade so, als hätten sie es mit Patient:innen zu tun und nicht in erster Linie mit Kunstwerken, die uns etwas - im besten Fall Neues - zu sagen haben. Schon Freud hatte bemerkt, dass der Dichter dem Psychoanalytiker voraus geht. Dies kann man sicher auch auf die "siebte Kunst", den Film, übertragen. Unser Ausgangspunkt für die vorgeschlagene Filmreihe ist die These: Die cineastischen Werke können ein implizites Wissen enthalten, dessen Formulierung zugleich die Struktur und die Wirkung eines Films zu erklären hilft und das es für die psychoanalytische Theorie zu entdecken gilt. Wir wollen verschiedene Filme daraufhin befragen, was sie uns aus psychoanalytischer Sicht zu sagen haben und inwiefern diese Fragestellung neue Aspekte für die psychoanalytische Theorie und für die Filmtheorie liefern kann. Die Reihe richtet sich an ein interessiertes Publikum, ob fachlich vorgebildet oder nicht.
In Zusammenarbeit mit zeise kinos und im Rahmen des IPPK (Institut für Philosophie, Psychoanalyse, Kulturwissenschaften) wird die Reihe als Matinée Sontags in 2-monatlichem Abstand veranstaltet. Auf eine kurze Einführung und Vorstellung des jeweiligen Films soll eine gemeinsame Sichtung und anschließend ein psychoanalytischer Thesenvortrag und eine Diskussion folgen.
Wir, das sind:
- Dr. phil. Birgit Meyer zum Wischen, Psychoanalytikerin (www.psychoanalyse-elbvororte.de), Praxis in Hamburg, Mitherausgeberin von „Y“.
- Dr. med. Michael Meyer zum Wischen, Psychoanalytiker und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin (www.meyerzumwischen.de), Praxis in Hamburg, Mitherausgeber der Zeitschrift „Y“.
- Dr. phil. Barbara Buhl, Psychoanalytikerin, Coach und Dramaturgin, ehem. Leiterin der Abteilung Fernsehfilm und Kino beim WDR in Köln - www.barbarabuhl.de
- Martin Gies, Drehbuchautor und Regisseur, u.a. bei div. „Tatort“-Formaten wie z.B.“Schimanski“, zahlreichen Fernsehfilmen und Serien
Bisherige Filme/Termine:
08. September 2024, 11.00 Uhr: Ein Schweigen (2023) von Joachim Lafosse
23. Juni 2024, 11.00 Uhr: May December (2023) von Tod Haynes
07. April 2024, 11.00 Uhr: Poor Things (2023) von Yorgos Lanthimos
18. Februar 2024, 12.00 Uhr: Perfect Days (2023) von Wim Wenders
12. November 2023, 11.00 Uhr: PAST LIVES - in einem anderen Leben (2023) von Celine Song
Lesung: Nico Graack: Wenn ich groß bin, möcht‘ ich auch mal Spießer werden. Reflexionen von der Tankstelle
Am 21. 07. 2023 liest Nico Graack aus seinem neuen im IPPK-Verlag erscheinenden Buch Wenn ich groß bin, möcht‘ ich auch mal Spießer werden. Reflexionen von der Tankstelle.
Zeit: Freitag, 21. 07. 2023, 20.00 Uhr
Ort: Art Gallery Susanne Rikus Heckmann-Höfe Oranienburgerstr. 32 10117 Berlin-Mitte
Die Katastrophen unserer Zeit – von den Kriegen, niedergeschlagenen Aufständen und modernen Sklavenhaltungen in den Postkolonien bis zur tödlichsten aller: dem ökologischen Kollaps – erschaffen ein realdystopisches Dickicht, durch das zu navigieren der westliche Diskurs mit der medialen Reizüberflutung sicher zu verhüten weiß. An der Sonnenseite dieser Dystopie gedeihen die letzten Menschen, die von E-Autos und Brückentechnologien faseln. Die Ränder dieser Sonnenseite sind von postmodernen Hippies, Punks, Aktivist*innen und „Ausgestiegenen" bewohnt. Nico Graack bewegt sich gedanklich in einer Mischung aus Philosophie, Psychoanalyse und spontaner Ethnographie durch dieses Dickicht. Physisch bewegt er sich in den Autos, die ihn beim Trampen einsammeln. Eine Sammlung kurzer Reflexionen und Essays, die an den Tankstellen Europas, auf den Demonstrationen und Besetzungen, in den Seminarräumen der Universitäten und auf den mediterranen Hippie-Festivals entstanden sind – ein Versuch, sich zu orientieren.
IPPK_Lesung_Nico_Graack_21_07_23.pdf
Nico Graack (Jahrgang 97) arbeitet als freier Autor, philosophisch und journalistisch. Daneben ist er im Begriff, so Gott will, sein bald zehnjähriges Studium der Philosophie und Informatik (mit Ausflügen in die Chemie) an der Karlsuniversität zu Prag zu beenden. Davor studierte er in Kiel, verbrachte aber stets die Hälfte des Jahres auf Reisen per Anhalter durch Europa und Nordafrika. Er ist in verschiedenen Teilen der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv und beteiligt sich an Blockaden, Besetzungen und Demonstrationen. Aktuell liegt sein Fokus in der internationalen Kampagne „Debt for Climate“ zur Streichung der Staatsschulden der Länder des Globalen Südens. Artikel erschienen u.a. in der analyse & kritik, der Jacobin und der Y - Zeitschrift für atopisches Denken.
Buch: Nico Graack: Wenn ich groß bin, möcht‘ ich auch mal Spießer werden. Reflexionen von der Tankstelle. Berlin: IPPK-Verlag 2023, ISBN 978-3-949634-01-7
(Foto: Klára Soukupová)